noch in Arbeit
31.10.2012
Legendär. Für Udo Lindenberg und Herbert von Karajan stand er im
Studio, mit unzähligen Jazzstars auf der Bühne. Jetzt besinnt sich
Heinz von Hermann auf seine Wurzeln. Wie das klingt? Pikant.
CLEMENS PANAGL SALZBURG (SN). Unmöglich, dass Heinz von Hermann alle
Platten aufzählen könnte, auf denen er zu hören ist. Es müssen Tausende
Aufnahmen sein. "Eine Zeit lang bin ich Tag und Nacht im Studio
gesessen", erinnert er sich. Als junger Jazzer aus Österreich versuchte
er Ende der 50er-Jahre in Deutschland sein Glück. Dort wurde er zum
gefragten Alleskönner. Er solierte in Jazzensembles und spielte Alben
für Milva ein. Udo Lindenberg spendierte er das Sax-Solo für seinen Hit
"Sonderzug nach Pankow". Und auch für Udo Jürgens saß er im Studio. Ihn
kannte er bereits aus der Zeit in Österreich, als Jürgens noch Udo
Bockelmann hieß und Jazz spielte. "Ich erinnere mich, wie er damals
eines Tages kam und sagte: Ich habe jetzt einen neuen Namen."
Für Heinz von Hermann führte der Weg von Deutschland weiter in die
Welt: Er spielte in Libyen in Clubs der US-Armee und in Spanien an der
Seite von Jazzhelden wie Gerry Mulligan: "Viele Begegnungen mit den
ganz Großen waren sehr ermutigend." Wegen seiner Vielseitigkeit wurde
er auch zu den Berliner Philharmonikern und Herbert von Karajan ins
Studio gerufen.
Dem rastlosen Musikerleben zieht der 76-Jährige heute Wien und seine
Salzburger Zweitheimat am Wolfgangsee vor. Musikalisch besinnt er sich
ebenfalls auf seine Wurzeln. Mit seinem jüngsten Projekt "Jazzahead
picante" ist er beim Jazzherbst zu hören (morgen, Do., Stiegl-Brauwelt,
11 Uhr). "Was mich am Jazz ganz am Anfang faszinierte, war die starke
Kraft dieser Musik." Bei "JazzAhead picante" werde deshalb der Groove
großgeschrieben und die pikante Würze des Latin-Jazz: "Den Zuhörern
muss es Spaß machen und mir auch. Dafür wurde ich Jazzmusiker. "
Der Wiener Wahlmünchner Heinz von Hermann gastiert mit seinem Projekt 'JazzAhead picante' in der Unterfahrt
München
- Viele Jazzmusiker sind im Nebenberuf 'Weltreisende'. Der Wiener
Holzbläser und Flötist Heinz von Hermann zum Beispiel, Jahrgang 1936,
wohnte außer in seiner Heimatstadt auch schon in Tripolis, Amsterdam,
Madrid, Neapel und viele Jahre in München und Berlin. Vor allem aus der
Geschichte der deutschen Bigbands ist er nicht wegzudenken. Schon von
1961 an wurde er zum Weggefährten von Peter Herbolzheimer, dessen
verschiedenen Ensembles er bis zu dessen Tod die Treue hielt.
Von
1968 bis 1971 war er eine prägende Figur der Münchner Szene, unter
anderem in der Jazzcombo des Bayerischen Rundfunks, den Orchestern von
Max Greger und Dusko Goykovich oder bei Rudi Fuesers Connection Latina.
Zwischendurch saß von Hermann in den Tourneebands von Maynard Ferguson
und Lionel Hampton. Dann ging er nach Berlin zu Paul Kuhns SFB-Bigband,
die in ihrer großen Zeit Showstars von Shirley Bassey oder Dionne
Warwick bis zu Ray Charles oder Sammy Davis jr. begleitete. Zeitweise
leitete von Hermann auch die Rias-Bigband wie auch die von NDR und HR.
1991 kehrte er schließlich nach Österreich zurück, um als Professor in
Klagenfurt einer der wichtigsten Ausbilder des Jazznachwuchses zu
werden.
München freilich blieb Heinz von Hermann nicht
zuletzt dank vieler Freundschaften bis heute verbunden. Immer wieder
bewies der klassisch und multiinstrumental ausgebildete Sohn einer
weitverzweigten Wiener Musikerfamilie hier seine Vielseitigkeit und
seine auch im Alter ungebrochene Neugier. Als Stammgast bei 'München
swingt' pflegt er die alte Verbundenheit zu den hiesigen
Traditionalisten; doch auch den jungen Wilden steht er bei Bedarf zur
Seite, vor fünf Jahren ging er zum Beispiel mit Etna, dem
herausragenden Quartett von Vlado Griselij und Andrea Hermenau, auf
eine gelungene kleine Bayern-Tour. Jetzt kommt der 75-Jährige im 56.
Bühnenjahr mit seinem jüngsten Projekt in die Unterfahrt. In Anlehnung
an sein früheres Quintett JazzAhead hat er mit JazzAhead picante eine
Variante zusammengestellt, die klassischen Jazz mit Funk und Latin zu
Salsa-Jazz verbindet. Und mit neuen Spezialarrangements zugleich eine
Art 'Latin-Best-of' seiner Karriere auf die Bühne zaubert, neben
Eigenkompositionen unter anderem Stücke von Horace Silver, Tito Puente,
Michel Camilo Claire Fisher oder den Jazz Crusaders.
Die
fürs Salsa-Segment besonders wichtige Rhythmusgruppe besteht aus Markus
Gaudriot am Piano, Uwe Urbanowski am Bass, Walter Grassmann am
Schlagzeug und Iris Camaa an der Percussion. In der 'front line' steht
neben Heinz von Hermann mit Tenorsaxophon und Altflöte Posaunist
Johannes Herrlich, der vor ein paar Jahren eine Professur in Wien
antrat und jetzt in der Unterfahrt ein Wiedersehen mit seinem alten
Wohnzimmer feiert. Münchner Gaudi und Wiener Schmäh, alte Cracks und
heiße Rhythmen also.
Oliver Hochkeppel
JazzAhead picante, Samstag, 18. Februar, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 32.



"Porgy & Bess" Sonntag, 25. September 2011, 20:30
Nach
mehr als einhundert Jahren Jazzentwicklung ist es gar nicht so leicht,
mit dem einen Wort Jazz alles zu definieren, was sich im Laufe von
Jahrzehnten so angesammelt hat. Für Puristen ist Jazz ausschließlich
die Musik der ersten drei Dekaden des 20. Jahrhunderts. Für andere
beginnt er erst so richtig mit dem Bebop interessant zu werden. Ich
kenne relativ prominente Opinionleader der Wiener Szene, die mögen
Swing-Jazz, O-Ton: ,,aber nur Goodman bis 1940, nachher ist er mir
schon zu modern! "Jüngere Musikfreunde sprechen von Dancefloor-Jazz und
für viele ist es dann Jazz, wenn Musik mit einer tunesischen Laute oder
mit dem Alphorn gespielt wird. Funk, Soul, Free, Neo-Bop, Third Stream,
Fusion, Afro-Beat, Rap, House, Crossover, Ethno … alles das kann auch
Jazz sein. Ein Beweis dafür, wie einflussreich diese Musik bis jetzt
gewesen ist (und sicher auch noch weiterhin sein wird). Trotzdem sind
für mich persönlich einige Kriterien unerlässlich, wenn man von Jazz
sprechen will: Die Musik sollte doch weitestgehend (aber nicht
ausschließlich) improvisiert sein Sie muss auch rhythmisch sein und
zwar in einer Art, dass man von Swing sprechen kann. Und drittens
sollte ein Jazzmusiker doch seinen eigenen Sound, seinen eigenen
individuellen, unverwechselbaren Ausdruck haben. ,,You have to play
your own shit" sagen manche amerikanischen Jazzmusiker, und wenn das
auch nicht sehr fein klingt, richtig ist es allemal.
Heinz von Hermann, Jahrgang 1936, erfüllt all diese Kriterien Er spielt
,,straight ahead" oder auch Salsa (Salsa hat er schon gespielt, als
dieses Wort noch gar nicht in die Musikersprache Eingang gefunden hat,
damals sagte man noch Afro-Cuban oder Latin) und er ist dabei
expressiv. Aber er ist nie ,,verbissen" Er spielt entspannt und das ist
entspannend (aber nie langweilig) für den Hörer. Er spielt virtuos,
aber er übertreibt seine \/irtuosität nie zur Selbstzweckartistik. Er
swingt ,,wie der Teufel" und seine Balladen klingen manchmal wie tiefe,
leicht melancholische Seufzer. Die Karriere von Heinz in diesem Rahmen
nachzuzeichnen, ist nahezu unmöglich. Nach dem Studium (auch Kontrabass
bzw. Klarinette bei der Jazzlegende Fatty George) spielt er bis ca.
1958 in Wien, u. a. beim legendären Original Uzzi Förster. Danach ging
Heinz wie auch andere Giganten unserer Szene (Koller, Drewo, Pauer,
Fatty,Rettenbacher) nach Westdeutschland, war lange Zeit in Nordafrika
und in Spanien (u. a. dort Zusammenarbeit mit Lee Konitz) tätig, um
dann erneut in die BRD zu gehen, um diversen Big Bands (Greger, SFB,
RIAS, Herbolzheimer) mit seiner außergewöhnlichen Solistik auf allen
(!!) lnstrumenten der Saxofonfamilie sowie mit den verschiedensten
Flöten und der Klarinette ,,den Stempel aufzudröcken". Die Liste der
Kollegen und Mitspieler, die Heinz in all diesen Jahrzehnten hatte, ist
schier endlos und reicht von Herman Wilson und Coneccion Latina (das
waren die ersten Salsa-Kontakte s. o. ) sowie Bob Brookmeyer über Ray
Brown und Clark Terry bis zu Ake Persson, Booker Ervin, Donald Byrd
oder Tete Montulio. In den letzten beiden Jahrzehnten legte Heinz eine
respektable Reihe von CDs in Trio- oder Quintett/Sextett-Besetzungen
mit Kompagnons wie Mads Vinding, Walter Norris, Erich Bachträgl, Dusko
Goykovic, Adrian Mears, Bruno Castellucci oder Joerg Reiter vor
(ungenannt Gebliebene mögen mir verzeihen). Dass Heinz auch als
Arrangeur (mit speziellen Versionen der Musik Thelonious Monks, Bix
Beiderbeckes oder Lucky Thompsons) und Komponist (Ground Blues, Little
Peace, Triolypso, Would She Have Loved lt) ebenfalls bedeutend
hervorgetreten ist, versteht sich beinahe von selbst.
Zu diesem ,,spiritus rector" Heinz von Hermann gesellen sich im
derzeitigen Quintett vier weitere Ausnahmemusiker: Pianist Marcus
Gaudriot (einer der erfreulichsten und talentiertesten Newcomer der
Szene), der deutsche Posaunist Johannes Herrlich (der Musikpädagoge
spielt genau so, wie er heißt), Kontrabassist Uwe Urbanowski (stets
unerschütterlicher und sicherer Rhythmusgeber wie einstmals Prof.
Rudolf Hansen) und Drummer Walter Grassmann (der Musikpädagoge wird
seinem Idol Ronnie Stephenson immer ähnlicher). Gemeinsam mit Heinz
sind sie eine homogene, in sich geschlossene Gruppe, eine Einheit, in
der jeder einzelne die Bedeutung der anderen hervorhebt, unterstützt,
ergänzt. Und so spielen die fünf Jazzmusiker keine modische Musik,
befreien sich nicht von irgendwelchen Fesseln, schielen nicht
spekulativ nach Afrika oder Indien , Sie spielen Jazz, eine
anspruchsvolle, internationale Jazzsprache höchster Oualität. Nicht
mehr, aber auch nicht weniger. Und dazu mochte ich Heinz von Hermann
gratulieren und zusammen mit dem ,,Porgy & Bess" auch Happy
Birthday wünschen. (Klaus Schulz)
Eintritt: 18.- €

(top)
"LuckyThompson & Me“ (Jive Records)
Manche CDs sind in mehrfacher Hinsicht eine Wohltat: zum einen der
musikalische Genuss, zum zweiten Musikgeschichte bewusst werden lassen
und somit zu einer kulturellen Bildung beizutragen. Eine davon ist die
des österreichischen Saxofonisten Heinz von Hermann der neben seiner
Mitwirkung in zahlreichen Bigbands immer wieder mit Solopiojekten
aufhorchen lässt, Dass da einiges zusammen gekommen ist, lässt auf
Talent, Fleiß und Alter zurückschließen. Unglaubliche 70 ist er und hat
sich diesbezüglich einen Geburtstagswunsch erfüllt. Seine Doppel‑CD ist
die Liveaufnahme eines mitreißenden Jazzkonzertes und andererseits ein
Tribute an den fast schon in Vergessenheit geratenen Saxofonisten
LuckyThornpson.
Heinz von Herrmann – Lucky Thompson & Me
I
protagonisti del jazz austriaco non sono molto conosciuti dalle nostre
parti. Le solite eccezioni sono Joe Zawinul e Friedrich Gulda, l´uno
famoso tastierista dei Weather Reaport e l´altro per i suoi tentativi
di mettere insieme musica classica e jazz. Heinz von Herrmann invece è
sconosciuto ai più, nonostante una carriera all´insegna della
tradizione e di incontri con quei musicisti americani in giro per il
continente, fra club e lavori per le big band. Ha insegnato sassofono
classico a Berlino e poi in patria, a Klagenfurt ha diretto la sezione
jazz del locale conservatorio.Un musicista quindi, cui non manca
l´esperienza e che qui si presenta con un doppio album che vale la pena
conoscere. Sono due concerti live: uno dedicato al collega americano
Lucky Thompson, e l´altro inoccasione della festa di compleanno dei
suoi settanta anni. Riprendono sette composizioni di Thompson,
conosciuto anche per i suoi tour europei, che ha inciso con Charlie
Parker, Miles Davis, Oscar Pettiford, Martial Solal e tanti altri
grandi. Una carriera, la sua, non facile, apprezzato dai colleghi e dal
pubblico e spesso in conflitto con le case discografiche. L´omaggio di
Von Hermann è qualcosa di sincero e molto sentito, accompagnato da
Erwin Schmidt piano, Uli Langhaler contrabbasso e Mario Gonzi batteria.
Al sax tenore, al baritono ed al flauto dipana una musica con le radici
nella tradizione, da lui più vissuta che interpretata. Un concerto che
tira fuori dal cassetto composizioni scritte nell´arco di una vita che
meriterebbero maggiore attenzione. L´altro CD mostra ancora un live,
questa volta con composizioni proprie, tranne "Du und I" di Friedrich
Gulda. C´è pure un blues dedicato ai grandi del sax baritono, da lui
suonato con una certa autorevolezza e velocità esecutiva. Stanno tutti
lì a divertirsi per il compleanno, per la bella musica offerta, per lo
swing contagiante.Un bell´omaggio alla musica di Thompson ed al
musicista austriaco, che celebra nel miglior modo la strada maestra ed
i grandi.
http://www.jivemusic.at
http://www.jazzahead.com
CD 1
01. Fillet of Soul
02. Tea Time
03. The Moment of Truth
04. Evil Eva
05. Soul Lullaby
06. Reminiscent
07. Mid-Nite Oil
CD 2
01. Mr. Skimmy
02. Du und I
03. Blues for Harry, Serge, Cecil, Gerry, Pepper
04. Thanks
05. Hadern
06. Ground Blues
Lucky Thompson& Me (Jive Music/edel Kultur)
Bei dieser Scheibe ist so ziemlich alles retro: die Struktur der Band
(klassisches Quartett), der Aufbau der Themen, das Solo Klatschen des
Publikums, selbst das leicht verstimmte Piano, wie überhaupt der
gesamte Sound, der manchmal wie eine dieser knackigen Vinylplatten aus
den 1960er Jahren in klusive Knistern klingt (Absicht?), vielleicht
bald auch das Medium CD, auf dem sie erscheint. Und Heinz von Hermann,
der österreichische Saxofonist, Flötist und Leader, war sowieso schon
immer retro. Ein glühender Anhänger des unverfälschten Bebop, von Sonny
Rollins, Pepper Adams, Hubert Laws und vor allem Eli"Lucky"Thompson.
Wenigstens Heinz ging ein Jahr, nachdem der Tenorsaxofonist 2oo6 fast
ohne Anteilnahme der Jazz Community im Al ter von 81 Jahren in Seattle
gestorben war, i~ Jazz club im niederösterreichischen Drosendorf auf
die Bühne, um seinem ewig vernachlässigen Hero zu huldigen. Dabei
präsentierte er sieben Songs aus der Feder Thompsons, die zwischen 1963
und 1973 ent standen. Kleine Perlen der Kompositionskunst mit
unorthodoxen Taktwechseln wie "Fillet Of Soul", "Evil Eva" oder
"Midnite Oil", die alle das Zeug zu Long Life Standards hätten, pfiffig
serviert von sei ner Combo um Erwin Schmidt, Uli Langthaler und Mario
Gonzi. Und weil Heinz von Hermann kurz nach Thompsons Tod auch noch
seinen 7o. Geburtstag beging, gibt's gleich einen Doppel‑Silber ling
mit einem Strauß eigener Titel namens "Ground Blues" oder "Du und I".
Alles, wie gesagt, ein bisserl retro. Aber wenn die Jungen heute
"retro" oder "vintage" sagen, dann meinen sie damit etwas Altes und
finden es dennoch cool. Erklären kann man das nicht. Nur spüren. (rk)
All That Jozz -
Lucky Thompson Memorial...
Living the Music By Philip Ellison
Saturday night, Jan. 8, Viennas "jazzland" hosted a release party/
concert marking the appearance of Heinz von Hermann´s latest offering
on Jive Music Austria, a double CD titled Lucky Thompson & Me
(JM-2065-2). Capturing the quartet live at a 2006 concert performance
marking von Hermann's 70th birthday, the album celebrates (along with
his birthday) his influences, summing up the first seven decades of a
career that is as well a legend in Austrian jazz. Maybe even more
important, the album demonstrates his prowess as a composer, performer,
and leader.
As good as the "hard copy" double-CD is - and it is very good - the added dimension of its live is
always better, and sweet valedictory generously saluting those who went before.
Jazzland is a Vienna jazz landmark, an intimate venue whose
walls reverberate from the comings and goings over more than thirty
years of Jazz from across the globe. Axel Melhardt, founder of the club
and one of the master builders of the Vienna jazz scene, has made
Jazzland a durable success story, presenting jazz "from all directions"
but at Jazzland always at home.
While the night belonged to Heinz von Hermann, the occasion
wasEli "Lucky" Thompson, born June 16, 1924, Columbia, South Carolina -
July 30, 2005 in Seattle. For von Hermann, Thompson was at once an
inspiration for his work and for his independent "Aussteiger" artistic
stance.
Thompson was a master of many of styles. Paying his dues into
his early twenties-with swing greats Lionel Hampton and Count Basie, he
was flexible enough to jump ship, joining the be-bop school, playing
with Dizzy Gillespie, eventually sharing reed duties with Charlie
Parker during his now legendary Dial Records sessions in Los Angeles.
Along the way moonlighting in rhythm and blues when necessary
for a time joining crooner Billy Ecstine's dance band, Thompson worked
with Miles Davis, ahead of John Coltrane, bringing renewed attention to
both the tenor and, particularly the soprano saxophone in the evolution
of modern jazz. Thompson apparently did not suffer fools gladly and
that included record executives and club owners. His career waylaid by
real and imagined demons, including racism, he took flight for Europe
in the mid-60's, landing in Lausanne, and enjoyed an extended
sabbatical. He returned to America in the early 70's, and alter some
teaching, abandoned jazz altogether.
Thompson exemplified a level of musicianship that allowed him to
evolve and indeed to lead developments in jazz, ultimately earning
himself the status of a revered post-bop "icon" by the end of
his long, occasionally intense, too often desultory, career.
"Jazz is a living thing," said von Hermann in the break, "and it
has a memory" This sharing and acknowledging of influences is part of
the personal journey of a jazzman. "I never met Thompson, but I new
him. He became part of me, now part of what I share my audience."
lt is then, no surprise that just a fortnight ahead of this
performance, four years after this recording was made, pianist Eric
Reed, one of today´s young lions of jazz, hosted his own Tribute to
lucky Thompson at Dizzy's Club Coca Cola, part of Jazz at Lincoln
Center at Columbus Circle.
Heinz von Hermann is that rare musician with the "chops" to make
it in a similarly broad range of styles, from Dixieland "trad" jazz to
swing to be-bop and beyond. He's made his way in studio and soundtrack
gigs, as well, when called, a measure of his professionalism in a
competitive business.
As von Hermann tells it, it is that struggle, the trials of all
of life´s facets that make him the musician we saw on stage, showing
his scars and and reaching for the stars.
He quotes Charlie Parker, "lf you haven´t lived it," you can't play it !"
ln this receptive environment, facing a lively, diverse, but
supportive audience, Hermann´s quartet, Hermann (ts, bs, f), Mario
Gonzi (d), Uli Langthaler (b) and Erwin Schmidt (p), delivered a
sweeping program in two parts. Like the recording itself, the firsr set
comprises his tribute to the late tenor man Thompson, one of Hermann´s
admitted influcnces, yielding after the break to a generous
set-and-a-half survey of Hermann´s own tunes. indeed, generous is the
word for Hermann and crew, peppering the evening with nods to everyone
from Bix Beiderbecke to Friedrich Gulda (a sweet rendition of "Du und
I"), with a hint of Howard McGhee, with just a pinch of Hank Crawford
thrown in for good measure!
More important, this disciplined, highly professional unit
wasn't on the bandstand for nigh unto three hours simply to name-drop.
They came to swing, and swing they did! By the end of the evening, any
newcomer would leave convinced: A "tribute" to. Lucky Thompson,
perhaps, but the night will be recalled even more as a tribute to the
skill, soul, and strength of these four men.
Lucky Thompson & Me
Jive Music JM‑2065‑2 (2 CDs)
Zwei
große Saxophonisten, die sich nie in die vorderste Reihe öffentlicher
Aufmerksamkeit gedrängt haben, stehen im Mittelpunkt dieser Doppel‑CD.
Kurz nach seinem 70. Geburtstag im Oktober 2006 spielte Heinz von
Hermann mit seinem Quartett, dem die hervorragenden Musiker Erwin
Schmidt am Piano, Uli Langthaler am Bass und Mario Gonzi am Schlagzeug
angehören, in einem kleinen Jazzclub im österreichischen Drosendorf und
brachte die Atmosphäre zum Kochen. Im Jahr seines bevorstehenden 75.
Geburtstags werden die Aufnahmen nun veröffentlicht, im ersten Teil
erweist Hermann, der in unzähligen Konstellationen mit verschiedensten
Musikern gespielt hat und oft "nur" als Solist diverser Big Bands
wahrgenommen wurde, dem von ihm hochgeschätzten Lucky Thompson seine
Referenz. Dessen Leben gäbe Stoff für einen Film über das Unstete und
die ständigen Selbstzweifel eines kreativen Menschen, dem die
Anerkennung für seine Musik versagt blieb. Heinz von Hermann, der sich
selbst als Hardbopper und Bebopper bezeichnet, interpretiert Thompsons
Kompositionen auf unverwechselbare Weise. Seinem satten und virtuosen
Ton haftet das Wahrhafte an. Mit welcher Kraft und welchem
Ideenreichtum Hermann Tenorsaxophon, Baritonsaxophon oder Flöte
gleichermaßen nutzt, wird auch auf der zweiten CD deutlich, deren
Stücke ‑ außer dem "Du und I " von Friedrich Gulda ‑ aus seiner Feder
stammen. Seine Musiker schlicht als Rhythmusgruppe zu bezeichnen, wäre
untertrieben. Sie unterstützen Hermann nicht nur vorwärtstreibend und
perfekt im Timing, sondern haben genügend Freiräume für eigene
solistische Ausflüge. Viel Gefühl und Wärme besonders in den Balladen.
Mitreißende Vitalität und eine unglaubliche Energie in den schnelleren
Stücken. Wenn Gänsehaut beim Hören dieser Scheiben ein Indiz für
hochwertige Musik ist, dann besitzen diese Suchtpotential. Dazu trägt
auch die hervorragende Aufnahmequalität des ORF bei.
Detlef A. Ott
Bayerischösterreichische JazzBegegnung in Oberhaching
Entfesselter Tanz auf dem Vulkan
Power bis zum Anschlag: Heinz von Hermann und "Etna" erweisen sich als kongeniale Partner
Oberhaching: Wenn es eine Musik gibt, die von Begegnungen lebt, dann
der Jazz. Ein schlagender Beweis dafür war am Sonntag in der Bibliothek
Oberhaching zu erleben. Der österreichische Saxophon und
FlötenGrandseigneur Heinz von Hermann traf auf Etna,
eine der besten jungen Bands nicht nur in München, sondern in der
Republik, auch wenn sich das noch nicht herumgesprochen hat. Die Idee
stammt vom Münchner JazzImpresario Peter Wortmann, der einst schon
einmal erfolgreich bayerischböhmische JazzBegegnungen inszenierte, und
jetzt mit Hilfe des ORF und des BR ein bayerischösteneichisches Pendant
gestartet hat.
Nicht immer funktionieren auf dem Reißbrett
geplante Kombinationen, sogar naheliegende können glorreich scheitern,
wie zuletzt das Beispiel Pat Metheny und Brad Mehldau zeigte. Bei Etna
und Heinz von Hermann aber passt es. Zugute kommt dieser Verbindung vor
allem, dass hier offene Geister aufeinander stoßen: Der 71jährige
Osterreicher ist, obgleich fest im Swing und im Bop vewurzelt, in
seiner langen Karriere nie stehen geblieben. Er glänzte als Allrounder
bei den besten europäischen Bigbands (von Peter Herbolzheimer und Max
Greger bis zu Dusko Goykovich) wie in eigenen Formationen (Jazz Ahead),
und auch vor der populären Musik hatte er nie Berührungsängste. Nicht
zuletzt ist er wohl auch dank seiner vielen Lehrtätigkeiten jung
geblieben. In diesem Fall war er jedenfalls genau der richtige
Instruktor.
Die vier jungen Wilden von Etna wiederum leben die moderne
Offenheit des Jazz geradezu vor. Prägend ist vor allem der Gitarrist
Vlado Grizelj. Nicht nur, weil seine Technik herausragend ist, und die
Bezeichnung "Pat Metheny von München" fast schon untertrieben ist sein
Stil vereint auch das Spiel von Loe Pass, Wes Montgomery oder John Lee
Hooker . sondern vor allem wegen seines bemerkenswerten
Kompositionstalents. Die Musik seiner slawischen Herkunft verarbeitet
er in rhythmisch wie harmonisch extrem vertrackten Stücken, die
gleichwohl rnelodisch, eingängig und stets kraftvoll bleiben. "Bossa,
Blues und Bop goes Balkan" könnte man das überschreiben, und Stücke wie
"Dovidjenja" oder "Sedmica" haben das Zeug zum Standard. Heinz von
Hermanns Altflöte passte da besonders gut.
Nicht minder gelungen sind die Kompositionen der Pianistin und Sängerin
Andrea Hermenau, die ebenfalls vor Überraschungen und
Höchstschwierigkeiten strotzen. Insbesondere ihre Liebe zur Percussion
merkt man den Stücken an, manche sind überhaupt nur spielbar, weil
Etnas Rhythmusabteilung mit Manuel da Coll an den Drums und Yvo Fischer
am Bass das verblüffenderweise meistert. Trotzdem waren die Highlights
des an Höhepunkten reichen Abends Kompositionen des österreichischen
Gastes: Die "Night in Tunesia"Paraphrase "Mr. Skimmy" lief zu einer an
Wucht kaum zu toppenden UptempoNummer auf, und die ungeprobte! Zugabe
"Grand Loose" brannte ein wahres PowerbluesFeuerwerk ab. Diese
Begegnung schreit nach Wiederholung.
OLIVER HOCHKEPPEL

(top)
Späte Selbstfindung
Saxofonist Heinz von Hermann gastiert im Jazzland: "Wenn ich nach
Amerika gegangen wäre, wäre ich wohl berühmter, aber vielleicht schon
tot"
Wien
- Es darf als gutes Zeichen gelten, wenn als Antwort auf die Frage nach
unerfüllten Wünschen Nachdenklichkeit zurückschallt und Worte bei Heinz
von Hermann nur langsam tröpfeln: Mit Dizzy Gillespie zwar Geburtstag
gefeiert, niemals aber gespielt. Seine Orchester-Suite für Bigband und
Perkussion? Noch unaufgeführt! Wirklich dringlich scheint derlei
freilich nicht, Hermann ist entspannt.
"Ich bin froh, dass ich
mein Leben gelebt habe, wie es war. Ich war von Menschen umgeben, die
mir Wichtiges mitgegeben haben." Wichtiges mitgegeben wurde ihm vor
allem im Wien der 50er-Jahre: Fatty George zeigte ihm, wie man auf
jener Klarinette Töne hervorbringt, die Hermann von Friedrich Gulda
geschenkt bekommen hatte. Und: "Gulda ist aus New York stets mit einem
Stapel Platten zurückgekommen. Wir gingen oft zu ihm, die Sachen
anzuhören - und eine Woche später haben Joe Zawinul und Co. die Stücke
schon im Tabarin gespielt. Damals gab es ja sonst nichts, Gulda war
sozusagen die Verbindung zur Außenwelt."
Als Hermann 1958 in der Band von Uzzi Förster nach Deutschland ging,
sollte dies den Beginn langer Wanderjahre bedeuten, die ihn durch halb
Europa und Nordafrika führten. Amerika sei dabei in Gestalt einer
Einladung von Booker Ervin Thema gewesen. Jedoch: "Ich war mit Jobs
immer ausgelastet. Wenn ich nach Amerika gegangen wäre, wäre ich wohl
berühmter, aber vielleicht schon tot."
Hermanns Arbeitsauslastung hatte seine Ursache auch darin, dass er oft
Kompromisse machte. Sei es in der eher Swing-orientierten SFB-Bigband
von Paul Kuhn in Berlin, wo er 1971 seine Zelte aufschlug, sei es in
Gestalt von Studiojobs für Milva oder Bert Kaempfert oder Engagements
bei den Berliner Philharmonikern. Das Jahr 1992 sollte eine Zäsur
bedeuten: Nahm Hermann seinen Lehrauftrag am Konservatorium Klagenfurt
doch zum Anlass, sich wieder hier - in Strobl am Wolfgangsee -
niederzulassen. Und legte er doch - 56-jährig - sein CD-Debüt als
Leader vor: Folge auch einer ob der Vielbeschäftigtheit erschwerten
Identitätsfindung. "Wenn in Berlin jemand einen Ben Webster oder einen
Michael Brecker gebraucht hat, hat es geheißen: 'Ruf den Heinz an!' Ich
war das Chamäleon. Aber irgendwann dachte ich mir: 'Wer ist der Heinz?'
Und ich hatte in gewisser Weise Probleme zu sagen, wie ich eigentlich
spiele."
Vor allem im Hardbop-orientierten Quintett mit Flügelhornist Andy
Haderer, aber auch im schlagzeuglosen Chamber Trio hat Hermann seither
an Profil gewonnen und zuletzt eine späte Solokarriere hingelegt. Was
er an der heutigen Szene beobachtet: "In den 50ern war der Jazz mit
einer Protesthaltung verknüpft, der größte Unterschied aber war: Wir
haben viel gespielt, es gab Engagements für 14 Monate! Mit der
Einführung des TV ist der Markt zusammengebrochen. Und heute gibt es
mehr gut ausgebildete Jazzmusiker als je zuvor, denen es an Praxis
mangelt." Sein Rat an Junge: "Spielen, spielen, spielen!"
Andreas Felber
Deutsches Wochenblatt Nr.1928/38.Jahrgang
Erscheint jeden Freitag in Sibiu/Hermannstadt, Rumänien
Gemeinsame Sprache Musik
Gespräch mit dem österreichischen
Jazzmusiker Heinz von Hermann
Internationales Jazzfestival in Hermannstadt, Sonntag 19.30 Uhr,
Gewerkschaftskulturhaus: Die ersten zehn Zuschauer warten auf den
Kartenverkäufer. Die Bar im Foyer hat bereits geöffnet.
Der Saal ist noch leer. Auf der Bühne ist Bewegung, das Klavier
wird gestimmt. Doch dann gibt's technische Probleme: 28 Minuten
Verspätung. Das Quintett Straight Six" - und nicht "jazzAhead",
wie angekündigt - tritt auf: Bruno Castellucci (Drums), Mads
Vinding (Kontrabaß), Jörg Reiter (Klavier), Dusko Goykovic
(Trompete) und Heinz von Hennann (Flöte und Saxophon).
Sie beginnen Ihr Konzert mit "OY-0Y-OY"
und beenden es mit "Zucker"?
Man braucht einen guten "Opener", um die Leute aufzuwecken,
und etwas Gutes am Ende, damit sie glücklich nach Hause gehen.
Sie befinden sich auf aner längeren Tournee. Wo
sind Sie aufgetreten?
Wir waren in Frankreich, in Deutschland, und jetzt sind wir hier.
Eigentlich waren wir im Sextett mit Adrian Mears unterwegs. Er ist
Australier und hat leider kein Visum für Rumänien bekonunen.
Darum mußten wit das Programm ein bißchen verändern,
man kann nicht eine Stimme einfach auslassen.
Wie finden Sie die rumänische jazzszene?
Das kann ich nicht so genau sagen, weil ich nicht viel davon kenne.
Ich kenne aber die rumänischen Musiker, die in Deutschland
leben, und habe jahrelang mit Eugen Cicero gespielt. Er war sehr
gut, wie auch die paar anderen, die ich kennengelernt habe.
Sie spielen mit Dusko Goykovic zusammen, der in Hermannstadt
vor 30 Jahren aufgetreten ist...
Wir kennen uns seit 40 oder 50 Jahren. Ich habe früher in seiner
Big-Band gespielt, wir sind auch sonst zusammen, aufgetreten. Es
ist nicht immer so, daß ich der Bandleader bin. Einer muß
es sein, damit er sagt, was passiert. Aber sonst geht es immer sehr
demokratisch bei uns zu. Wichtig ist, daß die Dramaturgie
stimmt.
Wo sind Sie zur Zeit, am häufigsten zu sehen und
zu hören?
Ich spiele im Moment am meisten in Österreich. Aber eigentlich
bin ich ein Exil-Wiener. Ich bin 1958 aus Wien fortgezogen und nie
wieder dorthin zurückgekehrt. Fünf Jahre habe ich in Spanien
gelebt, danach in Afrika, 25 Jahre in Deutschland und habe dann
eine Professur in Klagenfurt bekommen und bin wieder nach Österreich
zurückgekommen. Dann bin ich aus Altersgründen gegangen
worden und kann jetzt machen, was ich will.
Und was machen Sie am liebsten?
Spielen und komponieren und arrangieren.
Wie war das Hermannstädter Publikum?
Das Publikum war wunderbar, total happy. Meine Erfahrung ist daß
auch ganz junge Menschen nichts gegen gute Musik haben. Ich war
mal in Berlin bei einem Rockfestival, wo man die Musik der anderen
Bands schon aus 50 Meter Entfernung gehört hat. Und Wir waren
trotzdem die Band mit dem größten Erfolg. Die jungen
Leute hatten zwei Tage lang nur Baßgitarre gehört, und
da kamen plötzlich wir mit vier Saxophonen und Trompeten: Sie
haben getobt!
Also hat Jazz auch bei jungen Leuten eine Zukunft?
Meiner Erfahrung nach ja. Es gibt in Österreich und in Deutschland
jede Menge gute Jazzabteilungen an den Konservatorien. Es gab nie
so viele gut ausgebildete junge Jazzmusiker wie jetzt. Wenn sie
aber einmal im Monat irgendwo spielen können, sind sie glücklich.
Ich habe 15 Jahre meines Lebens 350 Tage im Jahr gespielt. Das kommt
den jungen Musikern wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht
vor, weil sie einfach keine Gelegenheit mehr haben, öfter aufzutreten.
Sie haben auf allen Kontinenten gespielt. Wo ist der
Jazz zu Hause?
Eigentlich überall. Jazz ist schon seit hundert Jahren Weltmusik.
Mit dem japanischen oder dem brasilianischen Musiker verstehen wir
uns auf der Bühne, weil Musik eine Sprache ist, und wenn man
eine gemeinsame Sprache spricht, kann man sich austauschen!
Vielen Dank für das Gespräch!
Ruxandra STÅNESCU
(top)
CD-Besprechung
Heinz von Hermann
A Taste of T.
(vier von 5 Punkten)
Jive 2048-2 (Sound Design)
Die Musiik Thelonious Monks ist immer ein Thema. Allein im Vorjahr
erschienen sieben bis acht CDs, die sich ausschließlich mit
den Kompositionen des eigenwilligen Komponisten und Pianisten auseinander
setzten, eine
davon stammt vom Heinz von Hermann Trio. Der Saxofonist/Flötist
Hermann, Erwin Schmidt, p, und Uli Langthaler, b, gehen behutsam
mit den Tonschöpfungen des Meisters um, nehmen sich dabei aber
Zeit genug, um den Monk Titeln ihren Stempel aufzudrücken.
Hermann brilliert wieder auf verschiedenen Blasinstrumenten, Erwin
Schmidt und Uli Langthaler lassen keinen Schlagzeuger vermissen,
füllen die Räume mit improvisatorischen Eifer. »A
Taste of T.« ist keine aggressive Bearbeitung von Stücken
wie »Evidence«, »Trinkle Trinkle«, »Ruby
my Dear«, »Crepuscule with Nellie« usw., sondern
eine musikalisch feinsinnige, geschmackvolle Interpretation des
Monkschen Universums. (bak)
Quer durch die weite Jazzheimat
Heimischer Jazz zwischen Tradition und Moderne: Die Jazzherbst-Reihe "Jazz from Austria
SALZBURG
(SN). Um eines braucht sich Klaus Schulz so schnell wohl keine Sorgen
machen: Dass ihm für seine Veranstaltungsreihe "Jazz from Austria", die
Teil des von Johannes Kunz veranstalteten Salzburger lazzherbstes ist,
die Protagonisten ausgehen könnten. "Als Jazzfan war man vor ein paar
Jahrzehnten noch froh, wenn man für jedes Instrument ein paar heimische
Virtuosen aufzählen konnte“, erzählt der Öl-Jazzmann am
Mittwochabend, als er das Duo "Primary Rocks" als erste Band des
Abends vorstellt. "Mittlerweile gibt es in jeder Instrumentensparte
über ein Dutzend überragende Solisten."
Österreichs
lazzlandschaft gibt sich alles ändere als eintönig und Schulz
präsentiert in seiner Reihe jährlich einen Ausschnitt des weiten
Klangspektrums. Dixieland-Traditionalisten und Experimentaljazzer,
Weltmusiker und Modern-Jazz-Formationen von Wien bis Vorarlberg hat
Schulz in den vergangenen Jahren nach Salzburg geholt.
Heuer war in den ersten Jazzherbsttagen (die Reihe läuft noch bis
Sonntag) zwar weniger Gewagtes zu hören als in vergangenen Saisonen,
doch hat Klaus Schulz auch heuer ein hochwertiges Programm mit
Doppelkonzerten im ORF, sowie Matineen und"Night Sessions" in Stiegl´s
Brauwelt zusammengestellt.
So widmete, der in Salzburg lebende Saxofonist Heinz von Hermann sein
Konzert im Trio mit Pianist Erwin Schmidt und Kontrabassist Uli
Langthaler ganz Thelonious Monk. Keine Standards hat sich Hermann
ausgesucht, sondern Raritäten aus der Klangwelt des Bebop-Exzentrikers.
Zwar, lässt der Sound der Querflöte, die Hermann hier dem Saxofon meist
vorzieht, manchmal die Monk´sche Kauzigkeit vermissen. Gemeinsam mit
seinen ausgezeichneten Mitspielern stellt Hermann dafür Monk in neuem
Licht vor - in einem Konzert von kammermusikalischer Finesse.
.
Hermanns Doppelkonzertpartnerin am Dienstagabend im ORF: die junge
Ausseer Sängerin Simone Kopmaier. Beim österreichschen "Hans Koller
Preis“ wurde sie im Vorjahr mit einem New-York-Stipendium belohnt. In
einem Set aus Standards lässt die 23-Jährige vor allem in sanften
Timbres eine Stimme hören, die viel verspricht, auch wenn sie es gegen
den Verve ihrer Begleitband (mit Martin Reiter, Klavier, Herbert
Berger, Saxofon, Alex Meik, Bass, Herbert Pirker, Schlagzeug) manchmal
noch schwer hat.
Ein Improvisationsausflug ins Blaue dann am Mittwochabend von zwei
weiteren jungen Austrojazzern: Trompeter Lorenz Raab und Pianist Albert
Maier verlassen sich in ihrem Projekt "Primary Rocks" ganz auf die
Gunst des Augenblicks, zaubern mit Instrumenten sowie Stimm- und
Geräuschsamples teils überraschende, stimmige Soundcollagen und landen
in ihren spontanen Rhythmus,- und Richtungswechseln manchmal auch in
der Sackgasse.
Freie Klänge auch zum Schluss des Festivals: Am Sonntag (Stiegl´s
Braugewölbe, 22.30) ist in der"Final Party" des Jazzherbstes das
Salzburger "Ensemble In Flagranti" mit Fritz Moßhammer, Christoph
Lindenbauer, Rupert Popp und Peter Angerer zu hören. Das
Improvisationskollektiv hat sich für sein Konzert die Vokalistin Ali
Gaggl eingeladen und verwandelt in seinem Programm " Romeo and
Juliette" die Gefühlswelt des Shakespeare Dramas in Klang.
CLEMENS PANAGL
Die nachgetragene
Jubiläumsfeler
Heinz von Hermann gratuliert Bix Beiderbecke zum 101. Geburtstag
Eigentlich verblüffend. In Zeiten des Event- und Jubiläumsbooms,
der in den 90er Jahren auch in der Jazzszene um sich gegriffen hat,
verschläft man doch glatt einen herrlich runden Geburtstag.
Nicht dass Bix Beiderbecke, der 2003 100 Jahre alt geworden wäre,
wenn er nicht schon mit 28 alkoholbedingt das Zeitliche gesegnet
hätte, mit den 1998/99 in Hommagen ertränkten Kollegen
Ellington oder Gershwin mithalten müsste - dass sein Name im
Zuge dieses Anniversariums freilich so ganz und gar nicht aufgegriffen
wurde, das verblüfft schon.
Für Heinz von Hermann war dies jedenfalls ein Grund, dem jungen
Trompeter posthum zum 101. Geburtstag zu gratulieren. Schließlich
hat sich der aus Wien stammende Saxophonist, der sich nach langen
Wanderjahren in Frankreich, Spanien, Nordafrika und Deutschland
vor etwa 15 Jahren in Strobl am Wolfgangsee niedergelassen hat,
um eine späte Solokarriere zu starten, im Laufe seiner mittlerweile
68 Lebensjahre wiederholt mit den formal und harmonisch komplexen,
insbesondere vom Impressionismus beeinflussten Kompositionen Beiderbeckes
beschäftigt. "Als ich Mitte der 50er Jahre anfing, war
das natürlich schon ein alter Hut", so Hermann über
seine Annäherung.
"Irgendwann habe ich aber bemerkt, dass - man betrachte etwa
Muskat Ramble' - der Formenreichtum im Dixieland-Jazz ein wesentlich
größerer ist als der im Bebop mit seinem ABA-Schema.
Es ging nun darum, die zeitbezogene Stilistik abzuziehen und das
herauszufiltern, was Beiderbeckes Musik an essenzieller Schönheit
und Präszision besitzt.
Hermann nähert sich auf "Hi, Bix!" dem jungen Musikus
passenderweise über sein schlagzeugloses Kammerjazz-Trio, das
Pianist Erwin Schmidt und Bassist Uli Langthaler komplettieren.
In dieser intimen, "entschleunigten" Besetzung forscht
man Note für Note an den alten Piecen, die Beiderbecke einst
in hellen Momenten
geschrieben hat oder die mit seiner Zeit verknüpft sind: "Davenport
Blues", "Rosetta', "Basin Street Blues" und
wie sie alle heißen. Stammen die Stücke zumeist aus den
20er Jahren, so bedienen sich die drei Musiker des Hardbop-Vokabulars
der 50er, was gemeinsam mit der ungewöhnlichen Instrumentierung
eine zweifellos interessante Brechung bedeutet. Wobei der Respekt
überwiegt und sich Heinz von Hermann einmal mehr als Mann der
Jazztradition zeigt. In den Eigenkompositionen, etwa "Sein
Loose Blooze", lässt Erwin Schmidt hingegen in komplizierten,
dissonanten Voicings durchaus einige kühne Reibungsmomente
entstehen.
Einer Spezialbehandlung wird Beiderbeckes bekanntestes Stück
"in A Mist" unterzogen, das der deutschstämmige Musiker,
dessen Vorname sich von Kanzler Bismarck herleitete, einst solo
am Piano einspielte: Heinz von Hermann am Baritonsax und Erwin Schmidt
interpretieren die von Fritz Pauer erstellte, notengetreue Transkription
des Stücks im Duo, ohne einen Ton zu improvisieren. Ob das
nicht ein bisschen zu ehrfürchtig musiziert ist und nach Marsalis'scher
Musealisierung riecht?
"Das Stück hat ja nichts mit Dixieland, sondern mehr mit
Debussy und Ravel zu tun", so Hermann. "Ich fand, dass
es auch im Original schon abwechslungsreich genug ist, um ohne Improvisation
auszukommen. Zudem sage ich meinen Studenten an der Jazzabteilung
des Kärntner Landeskonservatoriums oft:
Musik von früher soll durchaus eine Bearbeitung erfahren, aber
immer mit dem gehörigen Respekt!" Ob man Bix Beiderbeckes
Genüge tut, indem man seine Ideen von einem in einanderes historisches
Idiom überträgt, oder ob in seinen Stücken nicht
auch Potenzial für modernere Sichtweisen innewohnt, dies zu
klären, bleibt wohl Hermanns jüngeren Kollegen überlassen.
Zumal er selbst bereits wieder mit anderen Projekten, etwa einer
Thelonious Monk-Hommage, beschäftigt ist. Dass jenen Musikern,
die nicht wie er die "Gnade der frühen Geburt" genießen,
Bix Beiderbecke überhaupt wieder einmal ins Gedächtnis
gerufen wird, dafür ist mit "Hi, Bix!" zweifellos
gesorgt.
Andreas Felber
(top)
Heinz v. Hermann (sax, fl, cl)
Viele
Jahre lang wurde der Austro-Jazz (auch) von einem
Saxophonisten-Dreigestirn repräsentiert:Karl Drewo, Hans Koller, Hans
Salomon. Nur ganz wenige "Saxisten" kamen in der Vergangenheit in
Qualität und Publikumsakzeptanz in die Nähe dieses Trium-virats. Einer
davon war Heinz von Hermann, Jahrgang 1936. Er verbrachte
erfolgreich Jahrzehnte in Nordafrika, Spanien und Deutschland (Max
Greger Big Band, Paul Kuhns SFB Big Band, RIAS BigBand, Peter
Herbolzheimer ... ). Heute ist Heinz der letzte "ganz großen Alte". Er
ist einer, der auf seinen Instrumenten in einer individuellen, der
Musik sehr dienlichen Sprache "Geschichten" erzählen kann. Und das in
einer Art und Weise, wie sie nur den ganz Großen des Jazz zu eigen war
und ist.
In den 1990er Jahren erregte das Heinz von Hermann Trio
Aufsehen. Zuerst durch Österreich-Tourneen und Workshops. CD's und die
Zusammenarbeit mit anderen Ausnahmekünstlern (Judy Niemack, Ack van
Rooyen, Karl Ratzer, Andi Haderer, Christian Havel, Bruno Castellucci
... ) folgten. Dank des unermüdlichen Einsatzes von Heinz' Frau Katrin
wurde das Heinz von Hermann Trio /Quintet auch immer häufiger ins
Ausland, oft in die entferntesten Winkel dieser Erde, eingeladen.
Der stilistische Ausgangspunkt für die Musik Heinz von Hermanns ist die
Bebop-Phrasierung, die allerdings schon bald durch die gereifte Melodik
des Multi-Holzbläsers in einer zeitlosen Modernität aufgegangen ist.
Untermauert wird Heinz von Hermanns musikalisches Konzept des
schlagzeuglosen, kammermusikalischen Trios durch die mitmusizierenden
Virtuosen Erwin Schmid und Ulli Langthaler. Für das Salzburger Konzert
hat das Trio, von dem soeben die CD "Hi, Bix!" (Jive Music 2047, eine
Hommage an den Kornettisten Bix Beiderbecke) veröffentlicht worden ist,
die etwas sperrige, beinahe skurrile Musik des stilbildenden Pianisten
Thelonious Monk ausgewählt, um sie umzuformen und neu zu gestalten.
MULTI-REED
PLAYER Heinz von Hermann zählt seit vielen Jahren zu jenen Live-
Künstlern in Österreich, der bis zum heutigen Tag auf eine überaus
ansehnliche 'Jazzgeschichte' blicken kann. In Wien geboren kam er von
der Geige und einer Vielzahl von instrumentalen Zwischenschritten zum
Saxophon, das er in mehrfacher Zahl, vom Tenor und Bariton bis zum
Sopran und Alt in seinen Konzerten einsetzt.
Auf seiner
neuen CD Hi, Bix! ist er jedoch ausgiebig auch auf der von
Saxophonisten eher wenig verwendeten Flöte zu hören, die "ich besonders
in den 70er Jahren sehr häufig gespielt habe, Wenn auf den Aufnahmen
der Big Band von Peter Herbolzheimer ein Flötist oder ein Flötensolo zu
hören ist, bin das immer ich gewesen. Das führte dazu, dass ich als
Studioflötist in München und Berlin sehr gefragt war, man kann mich
etwa auch auf einigen Platten von Milva hören." Dass er immer wieder
die verschiedenen Saxophone einsetzt, hat viel mit seiner langjährigen
Big Band-Arbeit zu tun: "Beispielsweise in der Paul Kuhn-Big Band
musste ich zu vierzig bis fünfzig Prozent Sopransaxophon spielen, da
damals der Stil der Thad Jones/Mel Lewis-Big Band als Maßstab galt und
dort eben das Sopran als Lead Saxophon bestimmend war; die
Erfordernisse waren eben immer sehr unterschiedlich."
HI, BIX !
"Ich
war immer schon ein Bebopper oder Hardbopper. Mit meiner CD, die mit
dem 101sten Geburtstag von Bix Beiderbecke zusammen fällt, möchte ich
auf den Formenreichtum der Stücke aus den 20er und 30er Jahren
hinweisen, so waren mehrere Tonarten keine Seltenheit. Im Bebop stand
das AABA Schema im Zentrum und bildete nur den Rahmen für das
ausgiebige solistische Spiel der Musiker." Mit Hi, Bix! will Hermann
auf diese positiven Elemente in jener Zeit aufmerksam machen, die von
vielen Musikern heute als veraltet und wenig interessant betrachtet
werden. Auf dieser Aufnahme, mit der er sein Debut auf Rens Newlands
"Jive Music"-Labei feiert, finden sich neben drei
Beiderbecke-Kompositionen eher ausgefallene Standards, die er mit dem
Kern seines Quintetts interpretiert. "Mit Erwin Schmidt und Uli
Langthaler habe ich schon sehr oft auch im Trio gespielt, weil sich die
"Jazzahead"-Besetzung aus organisatorischen Gründen nicht verwirklichen
ließ, Andy Haderer und Bruno Castellucci nicht verfügbar waren. Zuletzt
waren wir im Trio auf Tournee in Thailand und spielten in richtigen
Konzertsälen abseits der Clubatmosphäre, gerade dort funktionierte
dieses Chamber Trio' perfekt." Weitere Auftritte von Heinz von Hermann
wird es aber auch wieder im Quintett geben, etwa im Juli in Golling,
see you then, Heinz!
Thomas Hein
von Hermann, Heinz (ts, bs, ss, fl, cl, comp, ld),
* 21. 10.1936 Wien. Der noch in keiner Beziehung seiner Bedeutung nach
erkannte europäische Ausnahmemusiker verfügt über eine individuelle
Sprache auf allen seinen Instrumenten, obwohl bzw. vielleicht auch weil
er « individuelle Markenzeichen um jeden Preis » entschieden ablehnt: «
Dafür bin ich nicht geeignet. Ich will der Musik dienlich sein »,
erklärt der Ausnahmesolist. Ausgangspunkt seiner musikalischen Sprache
ist eine fast an Posaunenartikulation orientierte Bebop Phrasierung auf
dem Baritonsaxophon gewesen, die später auch seine TenorStilistik
untermauert hat. Die Explosion von Tönen, ihr frappierendes Anschieben
auf dem rhythmisch optimalen Punkt, und die spannungsgeladene
Entfaltung melodischer Bögen hin zu diesen Punkten, wie man sie bei
Heinz von Hermann erleben kann, stehen für meisterhche Jazz
Artikulation. Nach einer glanzvollen Karriere als Sohst in zahlreichen
europäischen Big Bands der ersten Garnitur stellt Heinz von Hermann
seit Mitte der neunziger Jahren in eigenen Projektrahmen auch als
Komponist und Konzeptionalist seine Modernität unter Beweis.
Heinz von Hermann, der sein Studium der Radiotechnik aufgab, nachdem
ihm der Sieg bei einem von Friedrich Gulda und Fatty George
veranstalteten Wettbewerb 1956 große Chancen als Musiker eröffnete,
ging 1958 mit Uzzi Förster auf Tournee durch Europa und Nordafrika. Es
folgten Engagements bei Herman Wilson, in einem amerikanischen Club in
Tripolis und in weiteren Clubs in den Niederlanden, Frankreich und für
fünf Jahre in Spanien. Von 1968 bis 1971 gehörte er dem Orchester Max
Greger, 1971 bis 1981 Paul Kuhns SFB Big Band an. Auf diesen beiden
damals wichtigsten Drehscheiben des Showbusiness arbeitete der
Saxophonist mit Stars wie Henry Mancini, Dionne Warwick, Shirley
Bassey, Tina Turner, Ray Charles, Paul Anka, Sammy Davis Jr. und
Caterina Valente, aber auch mit Jazzlegenden wie Dizzy Gillespie.
Daneben gab es alle Arten weiterer musikalischer Aktivitäten, neben
eigenen Aufnahmen von lnstrumentalhits und Jazzbeiträgen mit eigenem
Trio auch Konzerte mit den Berliner Philharmonikern und Aufnahmen mit
dem Orchester Bert Kaempfert. Oft brillierte Heinz von Hermann auch in
Big Bands seines Freundes Peter Herbolzheimer, den er schon 1960 in
Afrika kennen gelernt hatte. Auch mit Maynard Ferguson und Slide
Hampton war er auf Tournee. Nach der Auflösung der SFBBand setzten sich
die Projekte mit Herbolzheimer fort. Hinzu kamen Aufnahmen mit Charly
Antolini und Aktivitäten mit eigenen Gruppen, etwa einem Trio mit Hans
Rettenbacher und Ronnie Stephenson und einem Quintett mit Rolf Ericson,
Walter Norris u. a. Achtzehn Jahre lang hatte von Hermann bereits an
der Berliner Hochschule der Künste klassischen Saxophonunterricht
erteilt, bevor er 1992 einem Ruf an die Jazzabteilung des
Landeskonservatoriums Klagenfurt folgte. Unter seinen jüngeren
Einspielungen sind « Second Trio » (1992) mit Walter Norris und Mads
Vinding, « Jazz Ahead » (1997) und « Live in L. E. » (1998) mit
Quintett sowie « Ballad Poetry » (1998) mit Soloaufnahmen und
wechselnden Duos hervorzuheben.
Erfolgreicher Asien-Trip
von "JazzAhead
Heinz von Hermann mit Trio in
Vietnam, Thailand und auf den Philippinen
STROBL. Heinz von Hermann reiste mit seinem Trio
im Dezember des abgelaufenen Jahres durch Südost-Asien. Mit
Erwin Schmidt am Piano und Ulli Langthaler am Kontrabass. Eingepackt
hatte Heinz von Hermann seine berühmte schwarze Holzflöte
und sein Tenorsaxophon. Das war Jazz vom Feinsten auf asiatischem
Boden. Beim Hanoier EU-Jazzfestival hallten die Begeisterungsrufe
der etwa 800 Zuhörer durch das etwas morsche Gemäuer des
"Youth-Theatres" bis auf die Straße.
Wie auf jeder Überseetoumee hielten die Musiker von "JazzAhead'
auch diesmal wieder Charity-Workshops ab. Die StudententInnen des
Konservatoriums in Hanoi kannten die Musiker von ihrer Tournee im
Jahre 2000 und freuten sich offensichtlich, wieder Neues vom "österreichischen"
Jazz zu lernen. Und auch im sehr schönen, ausverkauften Konzertsaal
des Konservatoriums in Ho Chi Minh City - dem einstinals verschlafenen
Saigon - waren die drei Musiker in der Lage, ohne Schlagzeug Jazz
so zu spielen, dass das Zuhören zur Freude wurde, schildert
Managerin Katrin Kowalski.
Der Applaus war ohrenbetäubend. Heinz von Hermann sei anschließend
bei einer vietnamesischen Band im Club "Camargue" eingestiegen
und habe die jungen MusikerInnen und Gäste durch die Vitalität
und Vielfältigkeit seines Spielens ver blüfft.
Von Vietnam ging es nach Thailand. Der inzwischen berühmte
Jazzdub Sundowner" in Bangkoks erster Holeladresse - dem Imperial
Queens Hotel - war der geeignete Ort. Im Anschluss hatte das Trio
die'Ehre, auf Ko Samui im Tongsai-Bay Hotel bei König Bhumibols
75. Geburtstag aufzuspielen. Das war ein Erlebnis der besonderen
Art. Vor, allem, weil "Jazz-Ahead" die Noten der Nationalhymne
erhielt und mitspielte., als diese von allen Anwesenden angestimmt
wurde. Weiter ging es nach Manila. Das Konzert in "Monks Dream"
war ausverkauft und am Ende stiegen philippinische Musiker, eine
Sängerin und ein Schlagzeuger zu einer Jamsession ein. Das
Abschlusskonzert der Tournee war die Weihnachtsfeier- der "Philippine-Austrian-Culture-Societey
im Mandarin-Oriental-Hotel. Und allen hat es riesigen Spaß
gemacht.
(top)
CD-Kritik von "Life in L.E."
Diese Aufnahme zieht dich, mit ihrer kreativen and herausfordernden
Versionen des modernen Mainstream Jazz, von Anfang an in ihren Bann.
Eine Mischung aus Standards and Originalen spielend, führt der
Saxofonist Heinz von Hermann dieses wenig bekannte Quintett über ein
gut bereistes Terrain. Zusammen mit seinen Kollegen Andy Haderer,
Trompete, Erwin Schmid, Klavier, Uli Langthaler, Bass und Bruno
Castellucci, Schlagzeug, gelingt es der Gruppe den Geist des Besten von
Hard Bop zu berühren. Ob es von Hermann oder Haderer ist, die im
"Ground Blues" von den Sparren schwingen oder das sensationelle
Übereinanderlegen von Rhythmen in dem würdigen "Tribute to Dr. John",
diese Herren zeigen, dass sie sich der Jazz Tradition bewusst sind und
deren Hausaufgaben gut aufgenommen haben. Mit großzügiger Aufnahmezeit
und dezentem Klang ist diese CD ein Sieger von jedem Standpunkt aus.
neue CDs: Heinz von Hermann
Quartett: NAPO And The Giant Flute
Mons Records MR 874-350
Wenn ich einige der seit Jahrzehnten und auch heute noch
überaus aktiven europäischen Top-Jazzer aufzählen
sollte, so würde der Saxophonist / Flötist Heinz von Hermann
auf einem der vordersten Plätze der Liste rangieren. Er war
in der Vergangenheit nicht nur eine der solistischen Hauptstützen
vieler namhafter Big Bands (in Peter Herbolzeimers Rhythm Combination
& Brass ist er es heute noch) sondern mit seinen Combos vom
Duo bis zum Quintett eine unverzichtbare Bereicherung der interkontinentalen
Jazz-Szene.
Den erneuten Beweis dessen tritt Heinz von Hermann mit der vorliegenden
CD-Veröffentlichung an, produziert mit seinem aus Erwin Schmidt,p,
Uli Langthaler,b und Bruno Castellucci, dr, bestehenden Quartett.
Dem Albumtitel entsprechend ist Heinz von Hermann hier ausnahmslos
auf Flöten ( einschließlich Bassflöte, Alt- und
Eb-Flöte) in Kompositionen von Thad Jones ( "Three in
one"), Victor Feldman ("Joshua") und Standards von
Harald Arlen bis Irving Berlin zu hören. Daneben kommen von
Hermann-Originals ("You stepped on my flute", "Crocus",
"Giant flute") zu Gehör, die den Flötisten auch
als beachtlichen Komponisten ausweisen.
Das alles wird vom Quartett "straight ahead" auf sehr
hohem Niveau präsentiert. "...Wer beim "Limehouse
Blues" nicht mit dem Fuß wippen muss, ist entweder scheintot
oder ein Avantgardist!" - so Klaus Schulz in seinen liner notes,
deren informativ - unterhaltsamer Wert fast allein den Kauf der
CD rechtfertigen würde. Aber dann ist da noch diese teuflisch
- swingende Musik, Interpretationen, die das Thema "Flöte
im Jazz" vollgültig definieren.
P.S.: NAPO ist schlicht der Name einer Ente, die zu
Hermanns Haustieren gehört und offenbar von "Giant Flute"
tierisch begeistert ist.
Rüdiger
Böttger
(top)
Wahrer Jazz-Export
Heinz v. Hermann´s Jazz ahead Quintett spielte sich in México
in die Herzen der Musiker. Mit dabei war diesmal die Sängerin
Inés Reiger
Vermittelt hatte diese Tournee die Osterreichische Botschaft in
México City. Mit dem Kern der Gruppe (H.v. Hermann, Uli Langthaler,
Erwin Schmidt) waren diesmal Inés Reiger und der Schlagzeuger
Christian Salfellner unterwegs.
Den Beginn der zehntägigen Tour machte ein Konzert mit fast
ausverkauften Saal des Conaculta (National Center of Arts) in der
Hauptstadt. "Es gab nicht nur Standing Ovations nach drei Zugaben,
sondern die Leute zwischen Teenager und Greis waren auch wirklich
begeistert," schildert Managerin Katrin Kowalski. Das Lateinamerikanische
Publikum ist eben anders, sehr emotional. Da sei es verwunderlich,
dass es in Mexico City nur eine Schule für Jazzmusiker gebe,
so Kowalski. In der Escuela Superior de Musica absolvierte das Österreichische
Quintett einen Charity Workshop. Heinz von Hermann, bekannt als
Big Band -Leader, probte im Anschluß sogar noch mit der Big
Band der Schule.
Weitere Konzerte standen noch in der Nachbarprovinz Morelos auf
der Hacienda de Cortés (einer ehemaligen Maismühle)
Die Mühle wurde zum Hotel und Kulturzentrum der Stadt umgebaut.
In Puebla spielte beim Auftritt von "Jazz Ahead" in einem
neu errichteten Museum das "Jazzificando"-Quartett aus
México als Vorgruppe. Den Abschluß der Tour bildete
ein Konzert in Morelia, vier Stunden Autofahrt westlich von México
City.
Derzeit tourt das Ensemble wieder in heimischen Gefilden durch Deutschland
und Österreich. Mit im Gepäck hat es die neue CD "Napo and the Giant Flute"
(top)
Die Leser und die
Redaktion des CONCERTO haben
in folgenden Kategorien die besten
Künstler und Alben des Jahres 2001 gewählt.:
Bester
Künstler
Jazz National |
1. Christian Muthspiel (Edel Austria) |
2. Powergrade |
3. Heinz von Hermann |
.....Dafür haben die Österreicher mit ihrem
sprichwörtlichen Charme am letzten Abend schon eingangs den
Saal mitgerissen. Heinz von Hermann, obgleich schon 65 Jahre alt,
bot mit seinen zum Teil wesentlich jüngeren, aber genauso gevievten
Mannen von der schönen blauen Donau einen Jazz, würzig
wie die Wiener Melange und kräftig wie der Mocca vom Sacher
nahe dem Petersdom oder "Der grünen Adolfstraße"
mit latino-feeling.
Einen zusätzlichen Kick allerdings verlieh diesem Quartett
dann doch die Vokalsolistin aus Übersee, Judy Niemack. Die
Schülerin von Warne Marsh hat bereits mit Toots Thielemanns,
James Moody oder einem Dave Brubeck konzertiert. Jetzt ist sie mit
Heinz von Hermann unterwegs und köderte mit einer einzigen
Kostprobe ihrer Kunst ganz unvorhergesehen, aber bewusst als Vorgeschmack
für den gemeinsamen Auftritt am Mittwoch danach im Transilvania-Night-Club
das für Draufgabe drängende Publikum im Festival-Saal.....
(top)
28. November 2001
Kollektives Swingen für neuen Schwung
Ein bisschen erinnert der Anblick einer Bigband bei der Arbeit
ja immer an Schule. Still sitzen heißt es da für die
Musiker, nur auf ein Zeichen des Bandleaders wird aufgestanden
und soliert. Aber schließlich war und ist die Bigband ja
auch stets "die beste Schule für jeden Jazzer",
meint Heinz von Hermann. Dem Wahlsalzburger darf dies auch ruhig
geglaubt werden, hat er sich doch u.a. als Saxophonist in Institutionen
wie Paul Kuhns SFB-Bigband oder Peter Herbolzheimers "Rhythm
Combination & Brass" einen Namen als Autorität auf
diesem Gebiet erspielt. Seit geraumer Zeit gibt Hermann seine Erfahrungen
als Leader der Salzburger "Oy.Oy.Oy.-Bigband weiter.
Am Montag feierte die Formation in der Arge Nonntal ihren Einstand und swingte
sich durch das Bigband-Repertoire von Count-Basie-Standards bis zu Jaco Pastorius´ "The
Chicken". Mit Kurt Gersdorf, Uli Barth und Manfred Wambacher kann das
Ensemble vor allem auf eine versierte Sax-Sektion verweisen. Ihre Ausbaufähigkeit
bewies die Band vor allem im zweiten Set und machte damit neugierig auf die
Zukunft: denn als fixe Institution soll die Formation jeden letzten
Montag im Monat das ARGE-Beisl beschallen - ein begrüßenswertes
Vorhaben zur weiteren Bereicherung der lokalen Jazzszene.
PAC
22. Oktober 2001
Reisender in Sachen Jazz
65. Geburtstag von Saxophonist und Wahl-Salzburger Heinz von Hermann
Mit Langeweile hatte Heinz von Hermann während
der vergangenen fünf Jahrzehnte selten zu kämpfen. Allein
die Liste jeder Jazzgrößen, mit denen er auf der Bühne
stand, zeugt von einer abwechslungsreichen Karriere. Für den
Saxofonisten ist dies jedoch nicht der einzige Grund, um zum 65.
Geburtstag, den er am gestrigen Sonntag feierte, zufrieden zurückzublicken.
" Das Schöne ist, dass ich meine große Liebe zum
Beruf gemacht hab´. So brauch´ich nix kompensieren,
und kann locker ein ausgeglichener Mensch sein."
Verfallen war ihr Heinz von Hermann bereits in den 50er Jahren in
seiner Geburtsstadt Wien, wo um Musiker wie Fatty George, Friedrich
Gulda und Carl Drewo eine Scene blühte, die dem Rest von Europa
"sicher fünf bis zehn Jahre voraus war". Dass der
Saxofonist den Rest seines Lebens als Reisender verbringen würde,
stand damals noch nicht fest. Es verschlug ihn nach Italien, Spanien,
Frankreich, Nordafrika und später wieder zurück nach Deutschland.
Vielseitigkeit und Offenheit waren da gefragt, wollte man seinen
Lebensunterhalt musizierend verdienen. Diese Qualitäten trugen
dazu bei, dass Hermann zum gefragten Sideman wurde, der sich gleichermaßen
in Max Gregers Showorchester wie in Peter Herbolzheimers "
Rhythm Combination & Brass" oder als Gast der Berliner
Philharmoniker zuhause fühlte - und nebenbei noch mit Jazzgrößen
wie Stan Getz, Dizzy Gillespie oder Lionel Hampton spielte. "
Das hängt halt mit der Attitüde zusammen. Ich spiele ja
nie nur für mich, sondern für die Leut´. Und denen
muß ich was geben."
Seine Wanderjahre hat von Hermann längst beendet. Seit einigen
Jahren lebt er in Salzburg, unterrichtet in Klagenfurt und spielt
in verschiedenen eigenen Formationen wie dem Quintett "Jazz
ahead". Mit seiner Oy.Oy.Oy.-Big Band wird er künftig
ein Mal im Monat das Kulturgelände Nonntal beschallen. Ans
Aufhören denkt er nicht. Schließlich ist ja auch "die
Musik, ein Gebiet, das nie aufhört. Und je länger ich
spiele, desto mehr komme ich drauf, was ich alles noch nicht weiß."
PAC
(top)
Mit 65 Jahren.....
" In Madrid hab´ ich eineinhalb Jahr´
in einem Club gespielt, da haben sie dauernd guest stars wie Lee
Konitz oder den Donald Byrd engagiert. Und ich hab mit denen in
der Hausband gespielt. Das war eigentlich musikalisch eine der schönsten
Zeiten in meinem Leben" erinnert sich Heinz von Hermann. Schöne
und weniger schöne Zeiten tauchen viele auf, wenn der österreichische
Saxofonist anlässlich seines 65. Geburtstages im Oktober den
Blick in die eigene Vergangenheit richtet. In langen Jahren der
Wanderschaft in Sachen Jazz hat Heinz von Hermann nicht nur einiges
von der Welt gesehen, sondern kann auch auf unzählige musikalische
Begegnungen mit den großen Namen des Jazz verweisen.
Begonnen hatte alles im Wien der 50er Jahre. "Da gab´s
damals eine sehr gute, kleine Szene mit dem Uzi Förster, dem
Friedrich Gulda oder dem Joe Zawinul, die dem Rest von Europa sicher
fünf bis zehn Jahre voraus war. Mein Idol war Carl Drewo. So
wie der wollte ich spielen lernen." Allein, das Vorhaben Saxofonist
zu werden, konnte damals noch leicht an Details scheitern: schon
ein Saxofon aufzutreiben erwies sich als keine leichte Aufgabe für
den angehenden Jazzer. Noten oder aktuelle Jazzplatten, mit deren
Hilfe man den Geheimnissen des Jazz auf die Spurkommen könnte,
waren ebenso rar. "Da haben andere Musiker viel weitergeholfen.
Der Fatty George hat mir erlaubt, jeden Tag beim Warmspielen bei
ihm im Club vorbeizukommen, und hat mir dann immer ein paar Sachen
gezeigt." Ein besonders wichtiger Motor für die Wiener
Jazzszene war der Pianist Friedrich Gulda. "Der war ja damals
schon ein Weltstar, ist viel herumgekommen und hat immer die neuesten
Platten aus New York mitgebracht, z.B. vom Horace Silver und den
Jazz Messengers. Beim Fritzl die neuesten Sachen anzuhören
war ein Pflichttermin!"
Gehalten hat es Heinz von Hermann in Österreich trotzdem nicht.
Mit Uzi Förster ging er zunächst nach Deutschland, es
folgte ein Job bei Herman Wilson. "Ende der 50er Jahre hat
man in Deutschland ja vom Jazz noch leben können. Das hat dann
so um 1960 ein jähes Ende genommen, weil viele Jazzclubs pleite
gegangen sind." Die Musik wurde kommerzieller, Jazz war nicht
mehr gefragt, aber reine Tanzmusik wollte Heinz von Hermann zunächst
nicht machen,
"das wäre mit zu großen Schmerzen verbunden gewesen".
Also ging er auf Wanderschaft, die ihn in den folgenden Jahren nach
Frankreich, Nordafrika und Spanien führte. Nach seiner Rückkehr
nach Deutschland arbeitete Heinz von Hermann dann zunächst
in der Band von Max Greger, später in den Big Bands von Paul
Kuhn und vor allem von Peter Herbolzheimer, auf deren Besetzungsliste
er auch heute noch steht. Auf der Liste jener Stars, für die
und mit denen Heinz von Hermann jazzte, fanden sich gleichzeitig
immer mehr klingende Namen- von Dizzy Gillespie über Maynard
Ferguson bis zu Gerry Mulligan.
Im Rückblick gibt es für den gefragten Sideman da "schon
einige Erlebnisse, wo man sagt ‚Wahnsinn, das war`s' Das Engagement
mit dem Lee Konitz damals war drei Wochen lang so frustrierend,
weil er nur völlig introvertiert gespielt hat und nix zusammengebracht
hat. Und irgendwann um zwei in der Früh hat er dann auf einmal
Sachen rausgelassen, wo ich mir nur mehr gedacht hab: ich bin froh,
dass ich das erleben durfte. Und wenn er für den Rest seines
Lebens nur mehr Schmarrn spielt, bleibt er für mich trotzdem
a Genie."
Heute unterrichtet Heinz von Hermann Jazzsaxofon in Klagenfurt,
pflegt Bandprojekte in kleineren Besetzungen (etwa ein Quintett
mit Trompeter Andy Haderer und Drummer Bruno Castellucci) sowie
dieSalzburger "Oy.Oy.Oy."-Big Band. Das wichtigste bei
all den Dingen - so die Philosophie des Wahlsalzburgers - sei nicht
so sehr die solistische Selbstverwirklichung, sondern die Interaktion.
" Der Jazz fangt erst dort an, wo ich mit jemand anderem kommuniziere".
Fragen des Stils, ob Bebop oder Avantgarde, ob Standards oder eigene
Kompositionen, seien dabei eher nebensächlich. " Wichtig
is ja net, was ich mache, sondern wie ich es mache. Standards sind
für mich der Ausgangspunkt für meine persönliche
Ausdrucksweise. Das is' ja die uralte Disziplin der Jazzer, dass
sie Songs nehmen die im Original oft grauenhaft klingen, und daraus
was Eigenes machen. Manchmal gelingt des halt, manchmal net."
Zeit, sich zur Ruhe zu setzen, ist da nach dem 65. Geburtstag also
noch lange nicht. "So lang die Kraft da ist", wird Heinz
von Hermann "selbstverständlich weitermachen". Denn
"die Musik ist ein Thema, das nie endet. Je mehr ich von der
Musik weiß, desto mehr komm´ ich drauf, dass
ich nichts weiss."
Clemens Panagl
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EU- Jazzfestival Athen
/ Griechenland
24. bis 28. Mai 2001
Wunderbarerweise war es uns als Quartett gelungen
dieses 1. EU Jazzfestival in Athen mitzuspielen. Organisiert wurde
das Festival durch das Schwedische Kulturinstitut, und hier möchte
ich vor allem Frau Bodil Nordström für Ihre unermüdliche
Arbeit mit 13 Bands, inklusive uns, danken. Das Heinz von Hermann
Jazz ahead Quartett eröffnete den 2. Abend und wir waren von
der Athmosphäre in der aufgelassen Gasfabrik, das dem Technopolis
gehört, begeistert. Das Ambiente war wunderschön, und
die Akustik sehr gut. Wir wurden durch die Österreichische
Gesandte Frau Gerlinde Paschinger hervorragend betreut. Auch wenn
Sie 2 Tage vorher erst mit der ganzen Familie ihren Umzug nach Athen
hinter sich gebracht hatte, sorgten sie und ihr Mann doch rührend
für uns. Transportation, Sightseeingtour, herrliches Essen
und eine schöne nächtliche Hafenrundfahrt versüßten
uns die 4 Tage sehr. Am Sonntag, dem letzten Tag war noch eine Jamsession
mit den meisten Bands angesagt und wir waren wieder von dem zahlreichen
Publikum überrascht. Jazz ist eben doch ein Magnet. Vielleicht
hing es damit zusammen, daß der Eintritt frei war, oder mit
den relativ lauen Abenden.....
Mir, als Managerin, hat mein erstes großes EU-Jazzfestival
viel Freude bereitet und ich wünschte mir, wir könnten
bei mehr solchen Veranstaltungen teilhaben.
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Alles andere als alt
Heinz von Hermann in Esslingen
Was für ein Ton! Heinz von Hermann,
nun bereits stolze 64 Jahre alt, beherrscht noch jenes voluminöse
Spiel auf dem Tenorsaxofon, das in den Zeiten, als der Fusion dominirte,
durch ein schmaleres, gepressteres Klangbild ersetzt wurde. Der
vielseitige Bigbandmusiker macht daraus allerdings keinen Kult,
und so swingt er im Esslinger Jazzkeller mit dem Quintett "Jazz
Ahead" in raschen Bebop-Nummern, in dem Quintett "Last
Friends" auch mit beweglicherem, nicht ganz so ausladendem
Klang.
Ein wenig muffig roch es in dem tiefen Keller in der Webergasse,
doch die Töne waren alles andere als alt, verbraucht oder angeschimmelt.
Heinz von Hermann ließ sein Instrument atmen, hauchen und
schnurren, und genau diese wohldosierte Vielfalt machte seinen "Waltz
for my Satin Doll", eine in den Dreivierteltakt umgewandelte
Variante von Duke Ellingtons Klassiker "Satin Doll", zum
facettenreichen Liebeslied. Hatte er genug geblasen, lösten
ihn der Gitarrist Christian Havel oder der Pianist Erwin Schmidt
mit weit schwingenden Melodien als Solist ab, und manchmal gönnten
sich auch der Bassist Uli Langthaler und der Schlagzeuger Joris
Dudli ebenfalls ein knappes Solo.
Balladen, ein fröhlicher "Triocalypso" mit Heinz
von Hermann an der Querflöte, ein bezauberndes Flöten-Gitarren-Duo
über "Old Folks" und einige andere Stücke fügten
sich zu einem abwechslungsreichen P rogramm. All die revolutionären
Neuerungen aus den 70er und 80er Jahre, all jene Experimente und
unorthodoxen Arrangements oder Spielweisen sind an diesen Bands
vorbeigezogen. Sie swingten im besten Mainstream, und ihnen zuzuhören,
war ein Vergnügen.
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Heinz v. Hermann: Jazz ahead:
A Standard Treatment
Mons Records 874320
Selten trifft ein Titel so den Nagel auf den
Kopf. Die "standardmäßige Bahandlung" des Saxophonisten
und Bambusflötenspielers Heinz von Hermann umfaßt Swing-
und Bopnummern, Titel aus dem "Great American Songbook"
und zwei Eigenkompositionen. Swing und sophistication sind bereits
spürbar, ohne daß ein Ton gespielt, ein Takt geschlagen
ist. Ein Versprechen sozusagen, das dann tatsächlich auch eingelöst
wird. Voll und ganz. Und im jeweils ersten Durchgang, wie uns der
blaublütige Musikant und Produzent im Bookletttext versichert.
Das Album ist rund, harmonisch aufgebaut. Beginnend mit einem verschmitzten
Arrangement des Klassikers "Stompin´at the Savoy"
entläßt es nach einer Stunde entspannt swingender Stimmung
die Zuhörer mit einer delikaten Version von Ellingtons "Caravan"
. Dazwischen: weitere Klassiker in unprätentiösen Arrangements
für eine klassische Hardbopbesetzung mit Andy Haderer (tp,
flh) als zweitem Bläser.
Michael Scheiner
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Es war einmal in New York
Jazz ahead im Cave Heilbronn
"Summertime" die 2788. Interpretation,
wenn´s denn reicht. eine große Portion wiener Schmäh
und heftiges Augenzwinkern ist da schon von nöten um den Rechtfertigungsdruck
von den Schultern der Musiker zu nehmen. Doch Heinz v. Hermann,
österreichischer Saxophonist und Bandleader, geht damit gelassen
um, um nicht zu sagen: er geht in die Offensive und widmet den Goodies
gleich eine ganze Scheibe mit dem doppeldeutigen Titel "Standard
Treatment" (Standard Bearbeitung-respektive Freude). Zur überraschung
des Publikums im Heilbronner Jazzclub Cave 61 im Gewölbekeller
des Bürgerhauses in Böcklingen geht dieses Konzept auf,
zumindest was Gershwin´s "Summertime" angeht. Heinz
von Hermann´s Quintett Jazz ahead mit dem Ausnahme-Trompeter
Andy Haderer, dem Pianisten Erwin Schmidt, dem Bassisten Uli Langthaler
und Walther Grassmann(Schlagzeug) lassen es swingen.
Verfeinert durch ungewöhnlich schöne Flöten-(H.v.Hermann),
Flügelhorn-und Trompetensoli entsteht eine dichte Athmosphäre.Nicht
die eines harmlosen Blümchenwiesen Sommertages, sondern einer
Szene aus dem dampfenden Ozon-Moloch New York Citys: stinkende Gullys
und vor sich hin schmelzender Teer inklusive. Und dennoch gibt es
Grenzen für diesen Retro-Kult. Dann etwa, wenn die sogenannten
Originals ohne große Not unreflektiert historisiert werden.Prompt
kommt Sehnsucht nach weiteren echten Standards auf. ein Verlangen,
das etwa mit Stan Kenton/Bill Holman-Klassiker "Stompin´at
the Savoy" befriedigt wird.
Michaela Adick
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Kritik Konzert Esslinger
Zeitung Oktober 2000
Globetrotter mit Wiener Charme
Esslingen: Heinz von Hermann Quintett im Jazzkeller-Rührige
Widmung
Das hätte auch voll daneben gehen können.
Einmal abgesehen vom finanziellen Knick für die Veranstaltungsgemeinschaft
war zu befürchten, daß dem nur zur Hälfte besetzten
Forum sowohl die Musiker als auch die Hörer die gewünschte
Resonanz fehlen könnte.Nichts von alledem. Heinz von Hermann
(64), Vollprofi der er ist, setzte von Beginn die richtigen Steine
zur Dramaturgie. In sympathischem Wiener Idiom - und ohne Schmäh
- stellte der altgediente Saxophonist und Flötist die Mitglieder
seiner Formation "Jazz Ahead" vor. Uli Langthaler am Kontrabass
und Joris Dudli am Schlagzeug bildeten den rythmischen Unterbau
und Christian Havel (Gitarre) und Erwin Schmidt (Piano) waren -
wie sich bald herausstellte- die beiden tragenden Elemente eines
erstaunlich frischen und interessanten, bestens eingespielten Quintetts.
Vom gleichen Jahrgang (1955) unterhalten sie Professuren an den
Musikhochschulen in Wien und Klosterneuburg, leiteten etliche internationale
Workshops und spielten mit gar manchem großen aus der Szene.
Darüber hinaus überzeugten sie vor allen Dingen solistisch.
Schmidt in einer Stilmischung von Bud Powell zu Bill Evans und Christian
Havel, unaufgeregt, sich mit glasklarem Klang zwischen seinem offensichtlichen
Vorbild Wes Montgomery und einem introvertierten Jim hall bewegend,
Es war ein Genuß, die beiden so sympatischen musiker zu verfolgen,
Heinz von Hermann, musikalischer Globetrotter und schon in sehr
vielen Big Bands zu Hause, gab dennoch den Ton an. Am Tenorsaxophon
sauber intonierend, allerdings etwas kurzatmig zu Beginn, dann aber
immer überzeugender in den up-tempo-Beiträgen aus eigenen
Kompositionen. Stimmungsvoll seine Balladen auf der Flöte -
warum muß eigentlich immer ein Teil des Publikums gerade hierbei
seine lautstarke abendliche Unterhaltung führen? - und fast
anrührig in einer Widmung an einen verstorbenen Freund.
Zum Programm: ein charmantes Arrangement im Jazz - Waltz zu Ellington´s
"Satin doll", über "Hadern", ein Original
bis zu "Third Floor Richard", einer Komposition von Charles
Lloyd, vielleicht die gelungenste Darbietung des Abends. Dazwischen,
wie erwähnt, immer wieder eigene Arbeiten. Ein gut aufgelegte
Calypso, ein kokettierendes "Old Folks" auf der Flöte
oder das fetzige "Last Friends" sorgten so für eine
ausgesprochen angenehme und anspruchsvolle Begegnung. Heinz von
Hermann verabschiedete sich denn auch mit artigem Kompliment aus
der Webergasse..........
Udo
Klinner
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